Hoe__mies: Gizem & Lucia machen Party gegen Frauenfeindlichkeit [Interview]

Du hast jetzt am Wochenende nach Sookee die Aftershowparty gespielt. Kennt ihr euch schon länger?

Gizem: Ich kenne sie schon von anderen aktivistischen Projekten, die wir zusammen gemacht haben. Als es Silvester 2015/16 in Köln die sexuellen Übergriffe gab, kam dieser rassistische Diskurs auf und Sookee, ich und 20 andere haben das feministische Bündnis #ausnahmslos gegründet. Sie ist sehr solidarisch und hat anfragen lassen, ob ich bei ihrer Aftershowparty auflegen möchte. Natürlich hatte ich Bock!

Was sagt ihr eigentlich zu SXTN? Die sind derzeit ja sehr im Fokus.

Lucia: Wir kennen die beiden, das sind coole Mädels. Die haben Spaß an dem, was sie machen. Wir werden lustigerweise sehr oft auf sie angesprochen. Sie kriegen verhältnismäßig immer noch viel Hate ab. Da schwingt so viel Sexismus mit.

Gizem: Objektiv betrachtet, machen die beiden gute Musik, die haben gute Beats, können rappen und sind kreativ. Die labern nicht nur Scheiße und sind außerdem auf ihre Weise feministisch. Sie eignen sich diese Sprache an, die dazu dient, sie zu shamen und runterzumachen und feuern damit gegen diese Leute. Das ist subversiv!

Verträgt sich HipHop denn mit Aktivismus? Wird es nicht zu schnell in eine Ecke gedrängt, so dass es sich vielleicht nicht mit dem Feiern verträgt? Kann sich das die Waage halten?

Lucia: Bei uns hat es ganz gut geklappt, alle hatten Spaß. Und unser Anliegen ein bisschen mehr bei der Setauswahl darauf zu achten, dass auch Frauen gespielt werden, ist total positiv angekommen.

Woher kennt ihr die Mädels, die bei euch auflegen?

Lucia: Als wir mit der Organisation angefangen haben, hatten wir einige auf dem Schirm, haben aber auch viele Empfehlungen bekommen. Nach wie vor sind wir auch echt happy, wenn uns Leute anschreiben – dass sie selber rappen oder spielen. Das sollen sie auch weiterhin machen – seien es Ideen, künstlerischer oder unternehmerischer Art.

Gizem: Ein wichtiger Anspruch für uns ist es, eine Plattform zu sein für all jene, die in der Szene untergehen, nicht gehört und nicht gebucht werden. Die sollen die Möglichkeit kriegen, sich auszuprobieren und vor Publikum zu spielen. Wir möchten auch ein Sprungbrett sein!

Ihr seht euch also gar nicht so sehr als Partyreihe, sondern mehr als ein Space?

Lucia: Frauen, Trans- und Non-binäre Personen haben es einfach schwerer beim Auflegen in der Szene. Und wenn du nie vor Publikum übst, wie willst du dann gleich gut sein? Wenn jemand seine Hausaufgaben macht und uns einen Mix schickt und Bock hat, dann immer her damit! Egal wie viele auflegen, es ist noch nicht genug! Jede legt anders auf, spielt unterschiedliche Musik und benutzt andere Effekte.