Homezone #3: Ein Vormittag mit Gerard an der Spree

Du schreckst nicht davor zurück, Künstler aus den verschiedensten Sparten und Breitengraden an der Gerard-Musik teilhaben zu lassen. Das beste Beispiel dafür ist, dass das Duo Palastic aus London die zweite Auskopplung „Konichiwa“ produziert hat. Das sind eigentlich klassische Techno-Heads. Typisch für Hip-Hop ist so eine Kooperation ja sowieso nicht, aber mich interessiert insgesamt, wo die ganzen Kontakte herkommen …

Speziell die Pallastic-Jungs habe ich vor einiger Zeit mal zufällig im Radio gehört. Einer der beiden hat in Wien gewohnt und hat irgendwie meine Musik auf den Schirm bekommen, so kam dann eins zum anderen. Insgesamt bin ich oft positiv überrascht, wie viele großartige Musiker aus den verschiedensten Bereichen meine Musik kennen und feiern, obwohl ich, gerade international betrachtet, nicht unbedingt den größten Bekanntheitsgrad habe. Irgendwie habe ich da einen Status, für den ich sehr dankbar bin. Gerade bei den Features fühlt es sich manchmal so an, als könnte ich mich in einem unglaublich hochwertigen Süßigkeitenladen bedienen … Ich weiß, dass das wirklich nicht selbstverständlich ist.

Vor einiger Zeit hast du mit Futuresfuture dein eigenes Label gegründet, auf dem jetzt auch erstmals ein Album von dir erscheint. Wie kam es dazu, dass du diesen Schritt gegangen bist und was ist das Konzept hinter Futuresfuture?

Die Musikindustrie hat sich durch das Streaming in den letzten Jahren völlig verändert, dabei haben sich die Prioritäten völlig verschoben. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das die Künstler insgesamt viel selbstständiger macht. Alles was der moderne Musiker braucht, ist im Grunde genommen ein gutes Netzwerk. Das Konzept hinter Futuresfuture habe ich aus meinen persönlichen Beobachtungen der letzten Jahre abgeleitet. Vieles was mir innerhalb der Musikindustrie aufgestoßen ist, will ich hier anders machen. Ein Beispiel: Während es in der kommerziellen Musiklandschaft gang und gäbe ist, dass man bei Labels für mehrere Releases unterschreibt, unterschreiben die Künstler bei Futuresfuture immer nur für ein Release und können danach, falls das Bedürfnis besteht, sofort wieder abhauen. Ein anderer Punkt, der bei vielen Plattenfirmen oft zu kurz kommt, ist Transparenz: Oft bleibt vage, wie viel eigentlich wirklich für dich gearbeitet wird und wie viel Geld das Management am Ende des Tages an deiner Musik verdient hat. Bei uns wird diesem Misstrauen vorgebeugt, indem wir alle Aufwände bis ins kleinste Detail offen legen. Ich sehe mich da insgesamt am ehesten in der Rolle des Coaches …

Was steckt hinter dem Namen des Labels?

In der Serie „Sillicon Valley“ bin ich über einen Dialog gestolpert, in dem ein Protagonist sagt: „That‘s the future!“ und ein anderer entgegnet: „No … That‘s the future’s future!“ Das passt einfach total gut zu den musikalischen Vorstellungen, die wir gemeinsam verwirklichen wollen und soll auch dafür stehen, dass wir Künstler langfristig, also im Zweifel auch für die Zukunfts-Zukunft aufbauen wollen.