Interview mit Blut & Kasse: „Jooj“, Leben neben der Musik, Spotify & Business

Blut & Kasse hat am 3. März sein Album „Jooj“ veröffentlicht. Anlässlich dieses Releases haben wir uns für ein Gespräch verabredet und sprachen darüber, wie seine Features für’s Album zu stande kamen, ob- und als was er neben der Musik noch arbeitet, wie sein heutiges Verhältnis zu Sido ist, was er seinem 20-jährigen Ich raten würde und vieles mehr.

„6 Uhr morgens klingelt der Wecker – der Tag beginnt“ sagst du bei „Wohin, woher“. Arbeitest du nebenbei?

Ja, ich fahre LKW, so wie die Zeit es zulässt. Aber ich probiere jede Stunde meines Tages zu nutzen, um Geld zu verdienen.

Klappt das denn mit der Arbeit und Musik zusammen oder kollidiert das auch oft miteinander?

Es kollidiert extrem miteinander, aber da kämpft man sich halt durch.

In deiner Kommentarleiste stand oft die Frage, warum kein Feature mit Pedaz auf deinem neuen Album „Jooj“ ist – was ist der Grund dafür?

Das liegt daran, dass Pedaz und ich ja kürzlich erst ein Album gemacht haben und das vorerst reicht. Ich glaub, man hat uns beide zusammen oft genug gehört. Vorerst wie gesagt.

Dafür sind Bonez MC, Olexesh und Mortel dabei. Wie kamen deine Features für das Album zustande?

Leute, mit denen ich Kontakt hatte die letzten Jahre und die ich mir gut auf ’nem Lied vom Album vorstellen konnte, habe ich angefragt.

Hast du ein Traumfeature?

International auf jeden Fall einige. Eine Chris Brown Hook wäre natürlich mal nicht schlecht (lacht). National gäbe es sicher auch welche. Muss ja nicht mal aus’m Rap sein, gibt ja auch viele gute andere Künstler hier. Ich kann dir gerade keine Namen nennen, da gibt’s zwar viele, aber mir fällt gerade echt keiner ein. (lacht)

Dein Signing Instinkt ist auch auf „Jooj“ vertreten. Was genau hat dich auf ihn aufmerksam gemacht und was hat dich überzeugt, ihn zu signen?

Ich bin damals nach Offenbach ins Studio gekommen zu denen und hab ihn gehört. Ich hab direkt gemerkt, er hat was eigenes. Seine Sachen gehen nach vorne und haben sich gut mit meinen Sachen ergänzt – das passte für mich einfach gut zusammen. Und dann kommt noch der persönliche Faktor dazu, dass er ein richtig cooler Typ ist und was im Kopf hat. Das Gesamtbild hat mich einfach überzeugt und er selbst hatte auch richtig Bock drauf, das war natürlich auch ein wichtiger Punkt. Und dann haben wir gesagt „Ja Mann, lass uns das machen“.

„Jooj“ wird auch auf Spotify zu hören sein – lohnt sich das überhaupt? Viele Künstler sagen ja, dass das miserabel bezahlt wird.

Bei Spotify ist wirklich das Finanzielle der Nachteil, allerdings hat man halt auf die Masse ein bisschen was davon. Ist jetzt nicht lohnenswert vom Geld her, aber es verbreitet sich dadurch halt. Und ich denke mal mit den Jahren wird es sich so ergeben, dass wenn sich Spotify extrem gegenüber den anderen Portalen durchsetzt, sie dann auch mit den Geldern hoch müssen.

Ich hab auf Instagram gesehen, dass du zurzeit ab und an bei Melbeatz chillst. Entsteht da gerade was gemeinsames?

Nee, wir kennen uns schon ziemlich lange und sind immer in Kontakt miteinander, wir verstehen uns auch sehr gut und mal schauen, was da so entstehen wird. Ich arbeite halt auch schon an meinem nächsten Album. Also ich schreibe quasi parallel zu dem ganzen schon weiter am nächsten Ding.

Du hast MacherMusik selber auf die Beine gestellt und gegründet, richtig?

Genau, aber mit meinem Partner Isso zusammen, der auch alle Videos für mich macht.

Warum die Entscheidung für ein eigenes Label?

Zum Anfang war es einfach die einzige Option, die ich hatte. Ich hatte keine andere Möglichkeit, wollte aber halt einfach meine Sachen veröffentlichen. Zuerst hatte ich noch keine Angebote und gar nichts und als ich dann damit angefangen habe, hatte ich schon mehrere auf’m Tisch liegen. Aber dann habe ich gesagt, ich ziehe es durch. Wir haben uns dann einen Partner gesucht und Wolfpack hat sich dann bereit erklärt ein bisschen Label-Arbeit zu übernehmen und als Vertrieb zu dienen und das ist jetzt bis zu diesem Album so.

Gab es Schwierigkeiten bei der Umsetzung?

Überhaupt nicht. Wir sind auch, was unsere Arbeit angeht, sehr gewissenhaft und haben geguckt, dass wir ganz viel dazu lernen können und uns viele Tipps eingeholt von anderen, außerdem hatten wir auch noch viele Leute, die ich über die Jahre kennen gelernt hab, die mich und uns da beraten haben, wenn irgendwas war. D-Bo von Wolfpack ist natürlich auch ein Guter, das muss ich auch sagen an dieser Stelle. Der hat uns auch sehr viele Tipps gegeben und hat uns immer unsere Arbeit machen lassen, wie wir wollten und hat uns da sehr unterstützt in der Hinsicht.

Was sind denn für dich die schönen Seiten am Musik machen?

Da gibt es viele. Live zu spielen vor einem Publikum oder draußen erkannt zu werden von quasi fremden Leuten, die dir Respekt zollen – das ist schon ein sehr gutes Gefühl. Natürlich auch von größeren oder allgemein anderen Künstlern Respekt zu kriegen und zum Beispiel auf Features eingeladen zu werden. Eine Platin-Platte von Sido in der Post zu haben. Zu sehen, dass sowohl Leute aus der Kindheit, wie auch neue Fans, die Sachen mitsingen können. Und so weiter. Also es gibt ganz viele Impressionen und Eindrücke, die so über die Jahre passiert sind, die man erleben und einfangen konnte, die einfach einem auch ein Grund gegeben haben immer weiter zu machen.

Und im Umkehrschluss: Was sind für dich die unschönen Seiten?

Unschön wird es halt immer dann, wenn es ganz stressig wird. Endphasen der Promo sind auch sehr anstrengend, da wird’s auch immer sehr stressig. Hat ja dann auch alles nichts mehr mit Kreativität oder Musik zu tun – das ist dann nur noch Organisation und Vermarktung. Wenn man wirklich keine Zeit mehr für nichts hat und das Telefon dann noch den ganzen Tag klingelt. Zehn Leute einen anquatschen wegen einer Sache, weil verschiedene Dinge grad nicht funktionieren. Und es kommt immer alles auf einmal – das sind so die unschönen Momente. Aber auch die sind ja irgendwann vorbei und dann gleichen die schönen Momente das auch wieder aus.

Also beschäftigst du dich viel lieber nur mit Musik?

Ja, das natürlich sowieso, aber das Problem ist halt, dass das alles Hand in Hand geht. Du kannst keine Vision umsetzen, ohne dir dafür den Arsch aufzureißen, denn dann wird es auch nicht so wie du es dir wünschst. Deswegen versuchen wir da halt auch immer so qualitativ hochwertig zu veröffentlichen, was das angeht, weil wir halt wirklich alles dran setzen, das so hinzukriegen, wie wir es vor Augen haben. Ob man jetzt ein riesen Budget hat oder nicht, was halt auch eher selten der Fall ist. Früher hatten die Majors Millionen-Beträge als Vorschuss gegeben, das ist ja heutzutage auch nicht mehr so. Das Musik-Geschäft hat sich einfach verändert. Es sind nicht mehr so große Summen, die da rumfliegen und das macht’s den ganzen Künstlern heutzutage natürlich auch ein bisschen schwerer. Das ist dann einfach mehr Arbeit. Aber wenn man das wirklich will und die Zeit und Arbeit da reininvestiert, dann kann man das auch dennoch umsetzen, man muss es nur wollen – und wir wollen es ja auf jeden Fall.

Dein Sohn ist vier Jahre alt. Was würdest du dir für ihn wünschen, welchen Weg er geht und was tust du dafür?

Puh. Ich würde mir für meinen Sohn in erster Linie wünschen, dass er glücklich ist und alles hat, was er braucht. Also wirklich braucht. Und gucken, was er später haben will bzw. in welche Richtung er will und einfach alles dafür tun, damit das auch klappt. Was ich dafür tun kann ist einfach so viel wie möglich dafür vorzubereiten und ihm einen gewissen Weg zu ebnen, so gut ich es kann. So Sachen wie dass er mit 18 seinen Führerschein sicher hat und sowas. Man weiß natürlich nie, was im Leben passiert, aber man kann natürlich alles daran setzen, zu versuchen, dass es so gut wie Möglich klappt und irgendwann mal so ist. Und wie gesagt: Das wichtigste für mich ist, dass mein Kind glücklich ist. Ich glaub, daran muss man alles setzen – alles andere ist zweitrangig.

Und wenn du in der Zeit zurück reisen könntest: Was würdest du deinem 20-jährigen Ich raten oder als Tipp mit auf den Weg geben?

Ich würde meinem 20-jährigen Ich raten, fokussierter zu sein und sich weniger mit unwichtigen Dingen zu beschäftigen. Oft hat man ja in der Zeit einen Freundeskreis mit dem man übertrieben gesagt die Welt übernehmen will und dann stellt sich halt irgendwann heraus, dass doch jeder nur an seinen Arsch denkt – der Großteil jedenfalls. Wie gesagt einfach zielstrebiger sein und Sachen nicht so auf die leichte Schulter nehmen. Jede Kleinigkeit kann eine Treppe nach oben sein, das darf man nicht vergessen. Aber daran denkt man mit 20 natürlich nicht (lacht).

Und ganz konkret?

Man sollte nur nie alles auf eine Karte setzen, sondern immer schauen, dass man Einkommen hat und die Rechnungen gezahlt sind. Wenn die Rechnungen gezahlt sind, dann kannst du mit dem Rest des Tages machen, was du willst. Aber wenn du das nicht ernst nimmst und das nur aufschiebst oder so, dann springst du irgendwann vom Hochhaus oder drehst durch. Also schaff dir Wege, um dich abzusichern und nutze dann den Rest deiner Zeit, um deine Ziele und Wünsche für deine Zukunft zu erreichen und erfüllen.

Vielen Dank für das Gespräch.