Deutscher Rap, wach ma‘ auf!

Liebes Rap-Game, ich hoffe es geht dir gut. Denn ehrlich gesagt, bin ich gerade etwas unsicher, was deinen Zustand angeht. Schläfst du nur oder hat sich Gzuz doch dazu entschieden, dich nicht zum Arzt zu fahren und dir die Kugel gegeben?

Sollte dem nicht so sein, beantworte mir eine Frage: Was ist los mit dir?! Wo bist du? Hinter der EM kannst du dich nicht verstecken, also mach mal nicht einen auf Sommerloch. Klar verschiebt sich das Interesse der Massen jetzt für einige Wochen ein wenig auf Fußball – also versteh mich nicht falsch, ich bin auf gar keinen Fall auf der Seite dieser „ööh wie kann man sich nur angucken, wie 22 Männer hinter einem Ball her rennen“ – Spasten (Ich schon; Amn. d. Red.). Nein, ich fühle das eher wie Zugezogen Maskulin in „Ayahuasca“: „Meine Muskeln sind verkrampft, wie ich bei einem Deutschland-Spiel.“ Ich liebe Fußball und bin heiß auf die EM! Entweder fühlst du es oder du fühlst nix und kannst es nicht nachvollziehen. Ist halt so, aber darum geht’s auch nicht; denn das heißt ja nicht, dass ich dadurch phasenweise mein Interesse an Rapmusik verliere. Ich mein, das sind ein oder zweimal 90 Minuten Fußball am Tag. Da sind noch ein paar Stunden über.

Auch die Ausrede Ramadan funktioniert nicht. Natürlich sind viele Künstler Moslems und fasten jetzt einen Monat aktiv – nachvollziehbar, dass das am Körper und der Tagesleistung zehrt, wenn man bei diesen Temperaturen den ganzen Tag auf Flüssigkeiten verzichtet und der Energiehaushalt durch fehlende Nahrung durcheinander gebracht wird. Aber alter, dann leg halt abends nach der Iftar los. Da sind ebenfalls noch ein paar Stunden über. Und die Almans können sich da sowieso nicht hinter verstecken.

Du musst auch nicht jeden Tag durchgehend am See rumhängen und dir Grillfleisch und Joints gönnen. Klar gibt’s motivierenderes Arbeitswetter, aber was los? Andere müssen auch arbeiten. Wenn du Sommerferien haben willst, werd‘ Lehrer. Wir jedenfalls, sitzen hier stundenlang in der Redaktion rum, klopfen gegen dein Terrarium und hoffen, dass du langweiliges Reptil dich endlich mal bewegst.

Du brauchst also gar nicht so tun, als würde dich keiner mehr beachten und kauernd in der Ecke schmollen, wartend bis der Sommer vorbei ist und man sich wieder für dich interessiert. Ein Rap-Sommerloch wäre übertrieben nervig. Es ist wie damals die Sommerpausen bei TV Total. Klar guckst du das nicht ständig, aber du konntest dich drauf verlassen, dass, wenn nix besseres lief, der Raab seine Witze gerissen hat. Hey, wieder eine interessante Parallele: wenn du dir Sommerpausen wie Stefan Raab gönnst, dann geht’s ja vielleicht auch irgendwann ganz zu Ende mit dir, wobei ich bezweifeln würde, dass du es mit Anstand freiwillig tun würdest. Wahrscheinlich würdest du erst aufhören, wenn du ein Schatten deiner selbst, von innen bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt und „tötet mich“ röchelnd dahinvegetieren würdest. Damit es aber gar nicht so weit kommt, bitte wach ma‘ auf, deutscher Rap! Ich hab keinen Bock, dich jetzt ständig mit dem Stock piksend motivieren zu müssen.