Fundkiste #6: Christ Parker – Ästhetik beibringen

Das Internet ist voller Schätze. Nicht selten stößt man auf einen wenig beachteten Rohdiamanten. Das Format „Fundkiste“ gibt eben jenen Juwelen die Möglichkeit, einem größeren Publikum vorgestellt zu werden. In unregelmäßigen Abständen werden handverlesene Künstler, Tapes oder Songs vorgestellt. Ob aktuell oder alt – Hauptsache dope.

Heute: Christ Parker

Die goenndirdas-Gang rund um Tighty und Gier hat einen neuen, vielversprechenden Newcomer in ihren Reihen. Der Berliner Christ Parker hat mit Battlerap jedoch relativ wenig am Hut. Das Debütmixtape „R.O.T“ (Rache ohne Tat) kommt viel mehr mit einem moderneren, autotune-lastigen Sound daher. Eines ist klar: Dieser Typ macht keine Songs für Boombap-Fetischisten und Illmatic-Nostalgiker. Hier wird Rap mit R’n’B verbunden, auf Melodie sowie Technik gleichermaßen geachtet und neben standesgemäßen Protzereien auch Schwäche gezeigt. Denn Christ Parker hat dem Zuhörer einiges zu erzählen, ohne sich auf Zwang neuartige Themen aus dem Arm zu leiern. „Sie richten mich weil ich Visionen hab, bete jede Nacht mit dem Rosenkranz/ Es gibt Tage, da lebt man von Dosenpfand sogar in einer Millionenstadt“ , heißt es auf „Bunte Scheine“ . Als großes Vorbild nennt er Drake: „Dadurch, dass er dieses Rap-, und Gesangsding ins Rollen gebracht hat, hat er das Game für immer geprägt. Und wie man sieht, wurde nicht nur ich von ihm inspiriert“ .

Mit langweiligem Standart-Trap, der aus dem immer gleichen Stop-and-Go Flow und hedonistisch-proletischen Themen besteht, hat das nur sehr wenig zu tun. Hier meint es jemand ernst. Den eigenen Style erklären zwei Zeilen auf dem Track „Gut“ am besten: „Ich sage öfters die Wahrheit, auch wenn ihr es nicht so seht/ Willkommen im deutschen Rap wo man die Kette unterm T-Shirt trägt„. Denn ‚Style‘ ist wahrscheinlich der passende Begriff, für die Intention hinter seiner Musik. „Ich glaube, ein wesentlicher Unterschied ist, dass ich versuche meine Stimme vielfältig einzusetzen. Ich achte auf Aussprache und Endungen und darauf, ob es sich cool anhört oder eben nicht“ . Inspiration für die Musik zieht der Weddinger auch aus dem Äußerlichen: „Ich interessiere mich sehr viel für Mode, wie ich was kombiniere, was zur Zeit in ist, was nicht. Ich möchte Deutschland Ästhetik beibringen“ .

Dabei stellt sicht Christ Parker jedoch nicht als unantastbaren Rap-Star dar, dem alles im Leben zufliegt. Der Künstler wirkt nahbar, manche würden auch sagen ‚real‘. Man merkt dem Mixtape an, wie viel Arbeit darin steckt – im positiven Sinne. Klar, dreiviertel der Beats auf dem Tape sind amerikanische Free-Beats, aber das juckt überhaupt nicht, wenn der Künstler auf ihnen eigenständige, individuelle Songs macht. In Zukunft soll aber auf Instrumentals aus dem Netz verzichtet werden. Eine Vorstellung, wo es mit dem eigenen Sound demnächst hingehen könnte, gibt es auch schon: „Meine kommenden Projekte werden emotionaler in den Themen und atmosphärischer im Sound. Ich arbeite sehr viel mit Filtereffekten und probiere mich aus“ . Eine Idee davon soll einem der Track „Nie down“ mit Morten geben. Dieser wurde von Myvisionblurry produziert, der auch für viele Produktionen der zukünftigen Christ Parker-Songs verantwortlich sein soll.