Was ich will: Ein Album von Chissmann und Bennett On

Wunschlos glücklich zu sein ist ein Zustand, der den wenigsten von uns gegeben ist. Wäre ja auch langweilig, so ganz ohne Träume und Wünsche. In unserer Kolumne “Was ich will” führen wir aus, was Deutschrap guttun würde. Ganz subjektiv, nach Meinung des jeweiligen Autors, wie für eine Kolumne üblich: Norbert Haslam wünscht sich ein Release von Chissmann und Bennett On.

Eigentlich sollte dieser Beitrag erst ein „Deutschrap-Combebacks, auf die wir warten: Chissmann„- Kommentar werden, doch bei der Recherche ist mir aufgefallen, dass Chissmann jüngst das ein oder andere Lebenszeichen von sich gegeben hat: Neben „Chissmann & Klubking Classics“ veröffentlichte der Hamburger dieses Jahr auch einen neuen Track namens „Chissmann Hanseat Di**a“ auf Soundcloud. Also ist mein Wunsch eines Comebacks ja eigentlich in Erfüllung gegangen, aber natürlich gibt man sich, in einer Zeit in der so mancher Künstler gefühlt jede Woche neues Material droppt, nicht mit etwas zufrieden, das nicht über eine Tracklänge hinausgeht.

Das letzte Release von Chissmann – nämlich die „Bam Bam“ -EP – ist fast schon fünf Jahre alt. Moment. Hat er 2014 nicht ein Snippet zu „3:6 6:4 7:5“ veröffentlicht? Ja, aber leider blieb es auch nur beim Snippet.  2009 hatte der Hamburger das Mixtape „Ganz Normal“ veröffentlicht und den heutigen Platin-Künstler Kollegah als Featuregast darauf. Genau wie Kollegah, und unter anderem Casper, Lance Butters und Cro, machte sich Chissmann anfangs in der RBA (Reimliga Battle Arena) aufmerksam.

Wenn ich mir heutzutage wieder das erste Solo-Release von Lance Butters – die „Selfish“ EP – gebe, dann ist Chissmanns Part auf „Nein“ eins meiner Highlights: Ein lässig gerappter, ignoranter und arroganter Part mit starkem Flow auf einem düsteren Synthie-Sound mit satten Drums von Bennett On – passt wie die Faust aufs Auge, keine Frage.

Zum Glück ist der Part auf der „Selfish“ -EP nicht der einzige Part von Chissmann auf einer Produktion von Bennett On. Die beiden Künstler stehen nämlich schon länger im Kontakt. Bennett On hat früher schon öfter für den Hamburger produziert und auch Songs von ihm mit einer eigenen Beat-Untermalung neu verfasst. Genau diese Songs zählen für mich immer noch zu den stärksten vom Hamburger Rapper. Egal ob mit einem düsteren Synthie-Beat auf arrogant, wie auf dem Remix für „Für die Hood„, oder eher deepere, ehrliche Songs, wie zuletzt (Mai 2015) auf „Automne“ mit einem atmosphärischen Synthie-Beat: Bennett On scheint die perfekte Formel Instrumentals für den Style von Chissmann am Start zu haben.

Im Gegensatz zu Chissmann ist Bennett On zurzeit sehr produktiv: Letztes Jahr erschien Lance Butters‘ Debütalbum „Blaow“ , das komplett von ihm produziert wurde. Aus dem kommenden Album „Shapes & Symbols“ von Bennett On erschienen letztes Jahr die zwei Video-Auskopplungen „Glow“ und „Chorizo“ . Dieses Jahr erschien auch die „Auf der Stelle“ EP von 3Plusss, für die er – zusammen mit Peet – für den Soundteppich gesorgt hat.

Fassen wir also zusammen: Chissmann ist noch am Leben und es scheint gar nicht so unwahrscheinlich dass er auch bald ein größeres Projekt droppen könnte. Bennett On hat einen durchaus hohen Output und der Kontakt zwischen Produzenten und Rapper ist auch vorhanden. Einem arroganten und ignoranten Release mit starkem und lässigem Flow auf düsterem Synthie-Sound mit satten Drums steht nun also eigentlich nichts mehr im Wege – okay, bis auf die Unproduktivität von Chissmann.