EMI wird geschluckt

Manchmal muss man sich fast schon wundern, wie genau und weitsichtig ein gewisser Karl Marx vor mittlerweile beinahe 200 Jahren gewisse wirtschaftliche Prozesse vorhergesehen und prognostiziert hat. Seit dem Wochenende ist klar: Der Musikmarkt wird noch übersichtlicher. Mit dem Major EMI verschwindet eine weitere Marke, die auf eine lange Tradition zurückblickt, vom Markt. Die Überreste teilen zwei andere Riesen, nämlich Sony und Universal.

Auch Rap-Künstler sind von dieser Neugestaltung betroffen. Bei EMI wurden Tonträger von u.a. Blumentopf, Olli Banjo, Samy Deluxe, Fettes Brot, Too Strong, Dynamite Deluxe und ASD veröffentlicht bzw. verlegt. Dazu kamen US-Rapper wie Snoop Dogg, Master P, Ice-T, Ice Cube, Beastie Boys, Eazy-E, EPMD, N.W.A. und Fat Joe.

Die Zerschlagung erfolgt ziemlich exakt 80 Jahre nach der Gründung. Am 12. November 1931 wurde das legendäre Abbey Road Studio in London eingeweiht, wo 1969 das legendäre gleichnamige Album der Beatles aufgenommen wurde. Unter den verbliebenen vier großen Majorlabels war die EMI damit das mit der längsten Geschichte.

Damit ist nun Schluss. Während ein Konsortium, dem neben der Sony auch eine arabische Investmentbank sowie der US-amerikanische Musikmogul Geffen angehören, sich den Musikverlag der EMI für 1,5 Milliarden Euro sicherte, ging das Tonträgergeschäft für etwa 1,4 Milliarden an den französischen Konzern Vivendi, dem Universal gehört.

Bereits im vergangenen Februar hatte sich ein Verkauf angedeutet. Der damalige Besitzer Guy Hands konnte seine Schulden bei der Citigroup nicht bezahlen, die ihn daraufhin entmachtete und seitdem nach einem Käufer für die EMI gesucht hatte. Ein Käufer, der beide Sparten, also Tonträgergeschäft und Verlagsabteilung übernehmen wollte, fand sich angesichts der nach wie vor prekären Lage der Musikindustrie nicht.

So schreitet die Monopolisierung auf dem Musikmarkt weiter munter voran – genau, wie der oben erwähnte bärtige Trierer es vorhergesehen hatte. Universal beherrscht mittlerweile die Hälfte des weltweiten Musikgeschäfts, den Rest teilen zum größten Teil Sony sowie die Bertelsmann Music Group (BMG), die bei dem Deal leer ausging, unter sich auf.