Maeckes – Null

Es ist ein Wunder, dass die Rezensentin diesen Text überhaupt schreiben kann, schließlich wäre "Null“ von Maeckes fast nie erschienen. Die Nachricht, dass die Festplatte des blonden Jünglings durch einen Wasserschaden so irreparabel in Mitleidenschaft gezogen sei, dass sämtliche darauf befindliche Dateien leider nicht mehr zu verwenden waren (aha!), wurde natürlich Blogosphärenweit verbreitet. Und was war die Freude groß, als die Dateien dann DOCH gerettet werden konnten (heyheyhey!). Natürlich musste dann darüber auch wieder berichtet werden und ich für meinen Teil glaube, dass die Marketingabteilung von Chimperator sich nach diesem Coup selbst auf einen Glühwein eingeladen hat. Parallel dazu, löschte der Künstler selbst nach und nach auch alle seine MySpace Freunde, was quasi ein umgekehrter Promo-Move ist und jetzt, jetzt endlich halten wir "Null“ in den Händen – zumindest virtuell, denn es handelt sich um ein kostenloses Download-Werk.

Was sich von durch alle 12 Tracks respektive Skits zieht, ist der offensichtliche Wunsch des Künstlers, sich auf nichts beschränken zu lassen. Weder thematisch noch musikalisch. Deshalb wird wahlweise die Liebste besungen ("Fräulein Bird“) oder DEINE Mutter als die Einzige bezeichnet, die sich für ihn interessiert ("Sägeblatt“). All das geschieht über einen Soundteppich, der idealerweise wie eine perfekte Symbiose aus Elektro, Pop, Klassik und HipHop klingt, manchmal aber auch einfach, als würde DJ Flash aus Niederösterreich alle seine Lieblingsplatten gleichzeitig abspielen.

Seine starken Momente entwickelt Maeckes von jeher dann, wenn er über Gefühle wie Trauer und Liebe spricht. Zu diesen kurzen vertonten Sequenzen des eigenen Innenlebens passt auch sein schneller, beinahe schlampig skizzierender Erzählstil, der trotzdem, oder gerade deswegen, eine überraschende Tiefe entwickelt. Beinahe assoziativ wirken die Zeilen, die der Stuttgarter eher spricht als rappt und sich auch somit jeglicher Genres entzieht. "Ich mach den Ton aus, die ewige Wiederholung tötet. Ich mach den Strom aus, sehe wie die Dunkelheit errötet. Ich mach uns aus, ich lass sie gehen, bevor noch was passiert, doch sie bleibt stehen.“ ("Copy & Paste Love“) fräst sich ebenso eindringlich ins Gedächtnis des aufmerksamen Hörers wie die deprimierende Beschreibung eines 08/15 Lebens in "Nisma“.

Der Grad zwischen Genie und Wahnsinn ist allerdings bekanntermaßen schmal und hierbei bildet auch "Null“ keine Ausnahme. Die schnelleren Tracks wie "Freude“ und "Alle Mich Mögen“ wirken schon nicht mehr wie beinahe nicht mehr zu begreifende abstrakte Kunstwerke, sondern einfach so, als hätte der Künstler keine Lust mehr gehabt. Man kommt sich vor wie ein Besucher in einer zeitgenössischen Kunstaustellung. Wenn man Kritik an der knallroten Leinwand ohne Motiv übt, gibt es mindestens 15 Leute, die einem vorwerfen, es einfach nur nicht zu verstehen.

Vielleicht verstehe ich es wirklich nicht. Vielleicht hätte sich der gute Maeckes aber auch einfach ein bisschen mehr Mühe geben können. Nichtsdestotrotz solide bis stellenweise geniale Platte, ich freu mich aufs richtige Album.