Weekend – „Fans Gesucht“

"Und mir schickt Savas Post mit der Bitte: bitte, bitte, bitte komm‘ doch Optik zur Hilfe/sonst geh’n wir Pleite nach dem kommenden Mixtape/komm sei kein Wichser/doch ich geb ’nen Fick, ich hab einfach kein‘ Bock auf die Bitches/irgend so ’n Azad kam mir an, er mache Bozz Music/ mit Doppel-Z, ich glaub, der glaubt echt, dass das voll cool ist/so nennen sich zwölfjährige Plagen/machen ’nen Track, hör’n auf zu rappen oder ändern den Namen/weil ihre Kumpel sie mit dieser Scheiße ständig verarschen/und sowas möchte mich anständig vermarkten."

Gleichwenn sich über den Wahrheitsgehalt der eingangs zitierten Zeilen aus dem Track "Lieber ANR" sicherlich trefflich streiten lässt, sollen diese an den Anfang dieser Review gestellt werden, um dem interessierten Leser einen ersten Einblick in das Schaffen des Christoph Wiegand a.k.a. Weekend zu verschaffen, welches sich schon seit seinen "frühen" Werken durch bissigen Humor, eine großartige Beobachtungsgabe und das nötige Talent, diese beiden Elemente griffig in Reimform zu verpacken, auszeichnet. Selbstverständlich lässt er dabei nicht die nötige Portion Selbstironie vermissen, die die einleitenden Zeilen zu entkräften vermögen, in dem diese im Kehrvers des besagten Stückes mit der flehenden Bitte kontrastiert werden, doch endlich "gesignt" zu werden. Dieses Widerspiel zwischen uneingeschränkter Selbstüberhöhung und der verzweifelten Suche nach ein wenig Beachtung im unübersehbaren Dickicht kostenfreier Download-Veröffentlichungen spiegelt sich auch im "Intro", sowie im Titeltrack "Fans Gesucht (Remix)" wider, in dem Weekend kein gutes Haar an seinen (kaum vorhandenen) Anhängern lässt.

Selbstverständlich erschöpft sich der Themenkanon der vorliegenden Veröffentlichung nicht nur darin, die Öffentlichkeit um Aufmerksamkeit zu beknie’n, nur um sich im gleichen Atemzug selbstbewusst über Künstler wie Curse, Eko Fresh, Samy Deluxe oder Azad zu erheben. So führt der Track "Komm Ins Neubaugebiet" an der Seite von Beatzebs mit Zeilen wie "Die Rapper in meinem Viertel sind nicht abgefuckt/und haben die Autos, vor denen sie im Video steh’n schon abbezahlt" oder "Bei uns im Neubaugebiet, hier ist es einfach nur spitze/uns besucht die Polizei nur zum Blitzen" in weniger als vier Minuten die unsägliche Glorifizierung der Ghetto-Lebensart ad absurdum. In Zusammenarbeit mit uzak wird auf "Studentenrap" der eigene Studentenstatus durch den Kakao gezogen und grüner Tee für Curse gekocht, während man auf "Ohne Message" den inhaltlichen Tiefgang komplett vernachlässigt und sich mit Oberflächlichkeiten begnügt. Ein weiteres Glanzlicht erstrahlt dann, wenn Weekend auf der Video-Auskopplung "Ihr Werdet Zeuge" den bedenklichen Trend zum Einfach-mal-selber-Rappen kritisch beleuchtet. Bedenkt man Weekends eigenen Status als sogenannter Internet-Rapper, so hätte diese Nummer ganz schön in die Hose gehen können. Glücklicherweise verfügt Weekend jedoch über die notwendigen technischen und lyrischen Fertigkeiten, um sich von der breiten Masse abzuheben und somit mit seinem Anliegen in einschlägigen Blogs und Foren ernstgenommen zu werden. Weiterhin großartig ist das abschließende "Statement", dessen Hintergründe mir zwar nicht bekannt sind, welches aufgrund der ehrlich anmutenden Vortragsweise dennoch einen gewissen Gänsehautfaktor aufweist.

Alles in allem ist Weekend auf "Fans Gesucht" mit technisch versiert vorgetragenen Gemeinheiten, gepaart mit der nötigen Portion Selbstironie und komplementiert von einem ernsten Unterton an den passenden Stellen, zumindest inhaltlich auf der sicheren Seite. Hinzu kommen zwölf Stand der Kunst-Produktionen von hoffnungsvollen Produzenten wie Peet, Obo und Begrove, die in punkto Vielfalt keine Wünsche offen lassen, ohne dabei jedoch den roten Faden zu verlieren und in einer eklektischen Beliebigkeit auszuarten. Somit mausert sich "Fans Gesucht" mit zwölf Anspielstationen und einer Spielzeit von knapp 40 Minuten zu einem meiner persönlichen Highlights der aktuellen Spielzeit. Und das Beste daran ist, dass Sie mir dabei nicht einmal blind vertrauen müssen, sondern sich das Werk einfach kostenfrei und legal herunterladen können, um den Wahrheitsgehalt dieser Review zu prüfen. Worauf warten Sie?

Download unter http://www.fansgesucht.de