MADoppelT – Plan Leben

Hatte man sich in den vergangenen Monaten immer wieder mal gefragt, wo die Kreativität der deutschen Künstler denn hin verflogen ist? Wer diese Frage mit „Ja“ beantworten kann, dem sei der österreichische MC MADoppelT ans Herz gelegt (allen Anderen, die mit „Nein“ stimmten, natürlich auch!). Warum? Weil sich „Plan Leben gut anfühlt.

Der Pressetext gibt her, dass dieses Album einen Beweis erbringen wird, dass Soul und HipHop wie „Pech und Schwefel“ zusammen gehören würden. Nun gut, in Pressetexten steht viel drin, was am Ende nicht mal halbwegs zutrifft. Bei MADoppelT ist dies zum Glück nicht der Fall. Hier paaren sich antike Soul-Samples mit teils boom-bap-isquen, teils neumodischen Beatpatterns und kreieren einen Sound, der fernab des momentanen Konsens zu situieren ist.

Schon anfangs verfällt man dem angeeigneten Trieb eines Neunziger-HipHop-Liebhabers und versucht frenetisch jedes dargebotene Sample zu erraten. So wartet Track Nummer 2 mit dem gleichen Sample wie Young Jeezy’s „Go Crazy“ auf und ich fühle mich dauernd dazu verleitet, in der Hook „All the dopeboys go crazy“ mitzusingen, obwohl diese Textzeile bei „Immer Weiter Vor“ doch gar nicht fällt. Was mir spätestens jetzt auffällt, ist die Intensivität, die MADoppelT’s Stimme vermittelt und die den Hörer in ihren Bann ziehen dürfte.

MADoppelT mag anfangs nicht als der krasseste „Styler“ rüber kommen, doch spätestens „Fühlst Du Auch…?“ wird da einigen, jetzt schon lauthals kreischenden Hatern den Wind aus den Segeln nehmen, drischt der gute Mann hier doch in perfekter Präzision ein kleines Doubletime-Gewitter in die Gehörgänge des Zuhörers.

Textlich ist das Werk eher introperspektiv gestaltet und bietet wohl geäußerte Meinungen und Denkanstöße. Hierbei verzichtet MADoppelT auf krampfhafte Verbesserungsvorschläge und vulgäre Imagemacherei. „Ehrlichkeit“ trifft es wohl am Besten. „Jedes Lächeln Eine Träne“ (fabulöses Geigenspiel), „Passt Zu Dir (ft. Martina Eory)“, „Wertvoll (ft. Didier Uwayo)“ und „Augenblick“ sollten diese soeben aufgestellte Theorie hinreichend stützen.

Bleibt zu subsumieren, dass hier ein sehr begabter, ehrlicher Mensch ein sehr gefühlvolles, atmosphärisch dichtes HipHop-Album zusammen gestellt hat, dass mit offenen Armen unter den Liebhabern der Neunzigern aufgenommen werden sollte aber auch die HipHopper des neuen Jahrtausends beglücken sollte / wird. Um noch etwas mehr Subjektivität einzubringen – mehr davon bitte!