Nattyflo – Immer Vorwärts

Da ist es nun! Nach Jahren des Wartens beschert NattyFlo der deutschen Reggae-Massive endlich sein Debütalbum: „Immer Vorwärts“ – ein Album voller Liebe, musikalisch wie auch inhaltlich. „…ich tu, was ich lieb. Lieb, was ich mach…“ – das hört man! Neben Nattys Leitmotiv, („…ich bleib positiv- egal was kommen mag / das sind die Vibes, die ich lebe und in mir hab…“), dem immer vorwärts strebenden Positivismus („…komm lass den Abturn beiseite…dieser Tune wirkt gegen Stress wie von alleine“), fällt auch die Vielzahl von verschiedenen Produzenten, die ihren Teil zu Flos Erstlingswerk beigetragen haben, als äußerst bereichernd auf!Egal, ob es sich um die in Jamaika ansässigen Calibud und Degree (dessen Einfluss in„Charme Gewinnt“ auf Anhieb zu erkennen ist), den Hamburger Beatschmieda, Sam Gilly aus dem österreichischen House of Riddim-Camp, Marco Baresi von Germaican Records oder natürlich Teka von Rootdown, der beispielsweise mit `Sad Monkey´ („Nach Dem Sturm“) einmal mehr einen wunderbar smoothen, live eingespielten Riddim aus deutschen Landen abliefert, handelt: Alle tragen sie (ein-)stimmig dazu bei, Nattys Debüt angenehm abwechslungsreich zu gestalten.So fängt man bereits beim ersten Listening an, im Takt zu wippen und hört auch nach einem Dutzend Repeats nicht mehr so schnell damit auf. Der Aufbau des Albums wirkt konzeptionell durchdacht und die Titel sind nahezu durchweg liebevoll produziert. Unverwechselbar und unermüdlich reitet Natty Flo über die, zum größten Teil rootsigen, 14 Riddims der Scheibe, auf der aber dann doch auch der eine oder andere Dancehall-Tune zu finden ist. Der Titel „Flex“ samt gleichnamigem Riddim, beispielsweise, braucht sich keine Sekunde hinter den jamaikanischen Co-Produktionen der bereits erwähnten Degree und Calibud zu verstecken. Wobei sich letzterer mit dem alt bekannten `Love Jah & Live´- Riddim, der hier für Flos gelungenen Titelsong „Immer vorwärts“ herhalten darf, direkt in des Hörers Ohr platziert.Thematisch fallen zwangsläufig Flos upliftende Lyrics und Vibes auf, die ja schon in roten Lettern auf dem Cover prangern: „Immer Vorwärts“! Doch wer glaubt, dass sich der deutsche Reggae- und Dancehall-Veteran ausschließlich im Sommer-, Sonne-, Sonnenschein- Kontext mitteilt, der sieht sich getäuscht. Neben klassischen Gal–Tunes wie eben „Charme Gewinnt“ und „Heut Nacht“, zeigt sich der gute Geist des deutschen Reggae auch von seiner (gesellschafts-)kritischen Seite. Mit Worten wie Feuer wettert er gegen gedankenlose Globalisierung und kapitalistische Profitgier. In „Schau Nach Vorn“ wiederum chantet er gegen Gleichschaltung, reflektionsloses Anpassen und Resignation. („…zu viele Leute sind mir einfach zu anti, zu negativ ist der Antrieb…“) Generell sind die üblichen (Riddim-)Verdächtigen, egal, ob neueren Ursprungs oder altbewährt, auch auf diesem Album ein Garant für in Fleisch und Blut übergehende „Lauscharbeit“.Als einziges Manko wäre zu erwähnen, dass bei einem Artist von Flos Kaliber und Erfahrung ein Debütalbum 2005 einfach ein wenig spät erscheint. Hoffentlich nicht zu spät! Alle, für die „Mittendrin“ ein Meilenstein deutschen Reggaes / Dancehalls ist, und alle die, die off beat- Offenbarungen von Label Kollege Nosliw zu schätzen wissen, werden von „Immer Vorwärts“ nicht nur keineswegs enttäuscht, sondern schlichtweg begeistert sein! „Ich schau nach vorn ja – jeden Tag, ich weiß, dass es klappt, – wenn ich’s mit Liebe anpack!“