Stress und Trauma – Big Minden Vol.2

Big Minden? Das hat man doch schon mal gehört. Im Jahre 2003 veröffentlichten Italo Reno und Germany die Mix-CD „Big Minden Vol.1“ und gaben nach der Auflösung des Klans ihr Debüt. Genauso läuft es bei Stress und Trauma, die diese Mixtape-Reihe mit „Vol.2“ fortsetzen. Neben Curse und Italo Reno & Germany waren die beiden als Weser-Allstars unterwegs und haben in der Vergangenheit für die splash!-Sampler und den „Dreamteam“-Sampler von Plattenpapzt Tracks beigesteuert. Als Zweier-Team machten die beiden besonders auf den beiden Samplern von Roey Marquis von sich reden. Jetzt ist es Zeit für ein eigenes Album, vor dem jedoch „Big Minden Vol.2“ als Vorbote erscheint.Wer Stress und Trauma kennt, weiß, dass es sich bei den beiden um sehr ehrliche und nachdenkliche MC´s handelt, fernab von Herumgepose und übertriebener Selbstüberschätzung. Auf den 20 Tracks der CD findet man keinen Battle-Track oder krampfhaften Versuch, deutschen HipHop in den Club zu befördern. Stattdessen haben die beiden eine CD releast, die Konsumenten zum Zuhören und Nachdenken bewegt.Die Hälfte der Beats wurde von Brisk Fingaz aus Hannover produziert, der genau wie Busy, Roey Marquis, K*Rings Brothers, Dj Shusta, Sieben und Hawkeye einen Klangteppich erzeugt, auf dem man sich entspannt zurücklegen kann, und der sehr gut zu den Raps von Stress und Trauma passt. Auf Tracks wie „Seht Rap Jetzt An“ macht man sich Gedanken zum heutigen Rap-Game und bekundet, wieso man „Anders“ ist. Auf „Warum Schreibt Ihr?“ fragen sich die beiden Mindener, wieso es soviel inhaltslosen Rap gibt, der sich nur mit Cash und Bitches beschäftigt. Wer hier jedoch an anstrengendes „früher war alles besser“-Genöle denkt, ist an der falschen Adresse. Neben persönlichen Geschichten wie „Luft Zum Atmen/Geld Zum Leben“, „Wendpunkt“ oder „Das Ist Für Dich“ sind auch gesellschaftskritische Songs wie „Augen“ auf dem Album vertreten. Natürlich dürfen auch die Mindener Kollegen Curse und Italo Reno nicht fehlen, die uns auf einem Beat von Hawkeye an dem teilhaben lassen, was sie allgemein gerne wissen würden.Insgesamt handelt es sich um eine gute Veröffentlichung. Die Ansicht, dass es sich um eine Mix-CD handeln soll, kann ich nicht nachvollziehen. Die Tracks sind nicht ineinander gemixt oder nervig gehostet. Umso besser für den Hörer, der eigentlich ein komplettes Album zu hören bekommt. Neben den schon bekannten Tracks „Augen“ und „Ein Tropfen (Vom) Leben“ können die meisten anderen Songs auf dem hohen Level, das auch durch die sehr guten Beats von Roey Marquis erreicht wurde, mithalten. Manche Songs klingen mir noch etwas zu steril und ohne wirkliche Innovativität im Refrain. Stress und Trauma besitzen beide prägnante Stimmen, können jedoch Flow-technisch mit vielen anderen Mc´s heutzutage nicht mithalten. Was ein wenig an Flow und Technik fehlt, können die Mindener durch Inhalt und Sympathie wieder ausgleichen. Selten hört man in Deutschland ein so ehrliches und bescheidenes Album wie das von Stress und Trauma. Ich bin gespannt auf den „richtigen“ Longplayer.