LL Cool J – The DEFinition

Wir leben in wahrlich harten Zeiten! Die Halbwertszeit eines Newcomers bewegt sich irgendwo zwischen sechs und neun Monaten, und Alben werden allzu oft um eine Hit-Single herum kreiert, die im besten Fall aus einem Riddim besteht, den im Moment eh alle benutzen. Risikobereitschaft oder gar künstlerischer Anspruch sieht anders aus!

Vor diesem Hintergrund ist man auf ´s Äußerste gespannt, wenn mit LL Cool J jemand ein Album releaset, der bereits seit 1985 gut dabei und seit dieser Zeit obendrein bei ein und demselben Label untergebracht ist. Natürlich erwartet man von LL keine wahren Wunder. Auch wenn er in Interviews gerne das Gegenteil behauptet, ist doch klar, dass „The Greatest Of All Times“ nicht mehr so hungrig wie zu Zeiten von „Mama Said Knock You Out“ sein kann, was nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass seine Einnahmequellen mittlerweile andere sind. Als einer der wenigen Musiker hat er es geschafft, in Hollywood Fuß zu fassen, und spielte in Filmen wie „Any Given Sunday“, „Deep Blue Sea“ oder „Charlie ’s Angels“ mit. Ja, und was wäre ein Rapper im Jahr 2004 ohne sein eigenes Modelabel? In LLs Fall hört die Clothing-Line auf den bürgerlichen Namen ihres Eigentümers – James Todd Smith.

Doch zurück zur Musik… Da sah es für LL zuletzt nicht allzu rosig aus. Mit seinem letzten Album „Ten“ stellte Cool J nämlich vor allem unter Beweis, dass doch nicht alle Neptunes-Produktionen ohne weiteres als Sure Shot bezeichnet werden können. Doch wem, wenn nicht ihm, würde man einen solchen Ausrutscher verzeihen?
Im Vorfeld zum neuen Album „The DEFinition“ war nun zu hören, dass kein Geringerer als Timbaland an den Reglern zu Gange sein würde. Sechs von elf Tracks gehen dann auch auf sein Konto, den Rest teilen sich brüderlich N.O., Joe und 7.

Den Start ins Album kann man gemeinhin als gelungen bezeichnen. Mit dem allseits bekannten „Headsprung“ hat LL das, was man heute eben so braucht: einen waschechten Club-Hit. Weiter geht es mit „Rub My Back“ – an sich auch recht hitverdächtig für Deutschlands Tanzflächen (die mittlerweile ja konservativer sind als Angela Merkel und Dressur-Reiten zusammen), andererseits dann vielleicht doch etwas zu gewagt und mit zu vielen Breaks.

Was dann folgt, lässt einen die Hände vor dem Gesicht zusammenschlagen! Die Hardcore-Fans werden bei „I´m About To Get Here“ wahrscheinlich in Tränen ausbrechen. Ein Beat wie für Cassidey ’s „Hotel“, ein ähnlich schwachsinniger Text, und das `R´ in R’n’B besorgt den Rest.
Der Rest der Platte entspricht der Reißbrett-Variante eines Hip Hop-Albums mit 2004er Jahrgang. Verses von dünnen Stimmchen vorgetragen, Text so tiefgründig wie das Nachmittagsprogramm der Privatsender, und auch beat-technisch klingen selbst Timbalands Beiträge wie zweite Wahl nach Missys und seinem eigenen Longplayer. Einzig und allein „Feel The Beat“ mag mit seinem knochentrockenen Timbo-Beat und LL Cool J in Goat-Form noch zu überzeugen.

Unterm Strich lässt einen dieses Album aber doch sehr trostlos zurück. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass jemand nach neunzehn Jahren Karriere im Rap-Biz mit so einem Ergebnis zufrieden sein kann. Wohin das führt kann man unter Amazon.de nachlesen:Kunden, die diese CD gekauft haben, haben auch diese Musiktitel gekauft:

Southside ~ Lloyd
Straight Outta Cashville ~ Young Buck
Sweat ~ Nelly
Suit ~ Nelly

Könnte jemand mit guten Kontakten bitte diese Liste an LL schicken? Auf die Reaktion wäre ich persönlich gespannt!