Prince Po – The Slickness

Ich weiß, ich weiß: Diese Rezension hätte eigentlich schon locker vor 2 Monaten kommen können… Das ändert aber nichts daran, dass diese Platte großartig ist, und dass das auf rap.de noch keiner gesagt hat. Deshalb hole ich das jetzt nach: Diese Platte ist großartig.

Vorab: Tut Euch einen Gefallen und kauft dieses Album auf Vinyl. Das könnt Ihr auch gerne dann tun, wenn Ihr gerade erst in Erwägung zieht, einen Plattenspieler zu kaufen, ja selbst dann, wenn Ihr nie einen Plattenspieler kaufen wollt. Der Spaß beginnt bei „The Slickness“ nämlich bereits beim Cover und beim Artwork, und da geht mal wieder nichts drüber. Wie schon beim Danger Mouse & Jemini-Album „Ghetto Pop Life“, aber auch allen anderen auf Lexoleum erscheinenden Veröffentlichungen, zeichnet dafür das schwer anonyme Design-Team „ehquestionmark“ verantwortlich, das auch hier wieder hauptamtlich abgestylet hat. Danke, danke, danke! Seht ´s Euch einfach an, fasst es an, nehmt das Vinyl raus. Ein Traum zum „An-Die-Wand-Hängen“.

Wenn Ihr keinen Plattenspieler habt, müsst Ihr das Album dann aber auch noch auf CD kaufen, denn hauptamtlich ist auch das, was Euch an Sound und Rap erwartet. Ach so – es geht übrigens um Prince Po, den Typen, der gemeinsam mit Pharoahe Monch Anfang/Mitte der 90er eines der innovativsten Duos der New Yorker HipHop-Szene bildete. Als Organized Konfusion lieferten sie drei Alben ab, zuletzt im Jahre 97 „Equinox“ auf Priority. Gemeinsam mit Percee P besuchten sie die „Art&Design“-Highschool auf Manhattan, auf der sich zu dieser Zeit ein Großteil der kommenden Underground-Größen rumtrieb, u.a. auch ein gewisser Mr. Complex. Vor allem Percee P war es jedoch, der den Style von Organized beeinflusste, gerade auch im Bereich Double-Time-Rhyming.

Während Pharoahe nach dem Split verhältnismäßig schnell bei Rawkus unterkam, wo er schon 1999 sein Solo-Album „Internal Affairs“ veröffentlichte (auf dem sich auch der wohl größte Hit des einst so gefeierten HipHop-Indies – „Simon Says“ – befand) wurde es um Prince Po vergleichsweise ruhig. Irgendwann machte es sich dann aber Tom Brown, der A&R von Lexoleum (dat isn Label, sachischma), zur Top-Priorität, den New Yorker auf Album-Länge zu reanimieren.

So – who produced the shit? Jel, Richard Danger MouseX, J-Zone, Madlib und die kleine graue Maus sowie Prince Po himself lassen beat-mäßig nicht nur generell nichts anbrennen, sondern liefern geschmeidigst auch den ein oder anderen Klassiker. Der Obertraum in Sachen Mucke und Sprechgesang kommt für mich dabei mit dem von produzierten, „Love Thang“, das zugleich einen Teil des Soundtracks meines diesjährigen Frankreich-Urlaubs bildete. Was für ein fluffiges Stück Sommerbeat, was für eine Jahrhundert-Hook von Sängerin Carla, was für ein relaxter Rap “you can feel it in your soul like fish and grits – but I had to throw a little hot sauce on it… smoke the good Cali-green in the palmtrees…”. Ganz anders, aber nicht minder stimmungsvoll, der selbstproduzierte Rember-Track “Be Easy”: „crazy thoughts running through my mind – makin moves when it feels like I ´m loosing time – I push hard, but it feels like it ´s not enough gettin´ dough – ready to explode like I gotta bust – now I just sit back relax and be easy, be easy … I drift and reminisce and when my man took his own life…”. Schön. Neben vielen andern unter anderem auch erwähnenswert: Das ebenfalls von DM produzierte „Social Distortion“ mit Metalface MF Doom. Wenn er sich jetzt noch die Hook des Titeltracks „The Slickness“ mit ihrem indianischem Gesang gespart hätte, wäre mir an dieser Platte wirklich gar nichts unangenehm aufgefallen. Trotzdem heißt es natürlich uneingeschränkt: KAUFEN! Was sonst?

Besonderer Dank für das optisch/haptisch/akustische Erlebnis im Vinyl-Schnitt an Karsten Braun.