Talib Kweli – Quality

Einer der letzten Überlebenden der alten Rawkus-Garde, der schon zu Zeiten, als das Label noch die Hoffnung für Independent Artists war, für Furore gesorgt hat, Talib Kweli, stellt uns nun sein erstes Soloalbum, „Quality“ vor. Dafür, dass Qualität bei seinen Fans hoch im Kurs steht, hat Talib selber gesorgt, hat er doch mit „Train Of Thought“, das mit Hilfe seines ehemaligen Partners DJ Hi-Tek entstanden ist, einen HipHop-Klassiker geschaffen.

Was hat sich geändert? „Quality“ ist ohne die Hilfe von Hi-Tek entstanden. Kweli hatte es ja schon angedeutet, aber dass kein einiger Track aus der Feder der anderen Hälfte von Reflection Eternal stammt, ist ein wenig schade. Das fällt vor allem dann auf, wenn man das neue Album einmal durchgehört hat.Lyrisch gibt es keine Abstriche zu machen. Talib Kweli ist immer noch humorvoll, ironisch, wortgewandt, mal aggressiv oder auch etwas ruhiger. Alle Facetten, die man bisher von ihm kannte, sind auch auf „Quality“ zu finden. Er möchte sich außerdem nicht zu stark in die Consciousness-Ecke drängen lassen, zumindest nicht in dem Sinne, dass er sich anhören muss, warum er den jetzt einen Song über Waffen gemacht hat, „Gun Music“ feat. Cocoa Brovaz, oder wieso er denn auf einmal mit dem Comptonreimer und Produzenten DJ Quik zusammenarbeitet („Put It In The Air“).

Talib möchte sich nicht reduzieren lassen und mahnt seine Hörer, sich die Tracks mal in Ruhe anzuhören, bevor die Kritik kommt.Wie gesagt, lyrisch gibt es nichts auszusetzen, er blickt kritisch auf die Gesellschaft der USA und seiner Community, wie auf „The Proud“ oder „Get By“. Er besingt seine Kinder und den Segen der Vaterschaft, zusammen mit Mos Def auf „Joy“, es gibt Partytracks und Beziehungssongs.Eigentlich die Basis für einem weiteren Klassiker. Warum es „Quality“ in meinen Augen aber nicht schafft, an den Vorgänger „Reflection Eternal“ heranzukommen, sind die Beats.

Einige sind grandios, andere aber auch Ausfälle.Als Produzenten hat Talib auf die zur Zeit angesagtesten Leute zurückgegriffen. Da wäre erst einmal Kanye West, der auch für die aktuellen Alben von Jay Z und Eric Sermon Beats abgeliefert hat, J Dilla, der u.a. für das neue Busta Album an den Reglern saß, DJ Scratch, Quik, Ayatollah, The Soulquarians oder Megahertz. Allesamt keine schlechten Leute, die alle ihren eigenen Stil haben. Das hört man eben auch auf diesem Album. Es ist eine Art Beatpotpüree entstanden, bei dem sich Licht und Schatten abwechseln. Die Homogenität der Zusammenarbeit mit Hi-Tek, vergleichbar mit der von Primo & Guru oder Pete Rock & C.L., geht auf „Quality“ leider verloren.

Unter dem Strich bleibt aber immer noch ein gutes Album übrig, das mit Highlights wie dem rockigen „Rush“, dem souligen „Get By“ und „Waitin´ For The DJ“ oder dem kraftvollen „Good To You“ das Herz erwärmt.

Heimlich träumen tut man dann aber doch von einem weiteren Album des Dreamteams Reflection Eternal, vielleicht ja schon im nächsten Jahr? Man soll niemals nie sagen!