Kalim – Sechs Kronen (Review)

Dem ein oder anderen dürfte der Hamburger Kalim bereits von Features aus den veröffentlichten Ssio-Werken „Spezial Material“ und „BB.U.M.SS.N“ oder dem 2011 veröffentlichten Mixtape „Wo ich wohn“ bekannt sein. Mit „Sechs Kronen“ folgt jetzt das nächste  Mixtape des Alles oder Nix-Mitglieds, das zugleich auch beweisen soll, dass der Hamburger mehr ist, als nur ein talentierter Featuregast und eine ernsthaftere Version von Ssio.

Bereits im „Intro“ zu „Sechs Kronen“ wird die Marschrichtung vorgegeben. Nach einem kurzen Switchen durch Textausschnitte von Hamburger Rapgrößen wie Nate57, Dynamit Deluxe und den Beginnern knallt der dröhnende Beat in die Box und stellt einen grimmigen Kalim vor, der euch sogleich die „Schattenseite Hammaburgs zeigt“ und mit souveränem 90er Jahre-Flow und Straßenfeeling kurzerhand die Szene aufmischt. Und so geht es mit „Stadtrundfahrt“ auch gleich fröhlich oder viel mehr prollig weiter. „Cruise bald im 63 mit Bomben-Felgen/ Indem ich Haze exportiere über Zollgrenzen/ Ich habe gesignt bei Giwar aus dem Knast/ Habe den neunziger Flow, kicke den Part mit Chivas in mei’m Glas„. Kalim zerlegt den von  David Grates & REAF  produzierten Beat mit einem derartig lässigen Flow und hochwertiger Technik, die sich angenehm vom Technikgeprahle in Quadrupeltimegelfexe abhebt und für ein entspanntes Hörgefühl sorgt, das zum lässigen Kopfnicken einläd oder vielmehr zwingt. Am Besten natürlich aus einem weißen AMG heraus.

Das Ganze findet dann seinen Höhepunkt in „1995„, einer Huldigung an alte Westcoast-Hits, die „den Style aus 1995“ wieder hervorholt. Ein kleiner Seitenhieb auf die heutige HipHop Szene darf in der Hook natürlich nicht fehlen.  Zum Glück ist Kalim jetzt da und bringt Straßen-Rap wieder zu seinen zu oft vermissten Stärken: basslastigen Beats, Westküsten-Flow und unterhaltsame Straßenthemen. Leider gerät allerdings letztere Kategorie nicht immer ganz so abwechslungsreich. Obwohl das Mixtape mit 13 Tracks relativ kurz gehalten ist, fehlt es den Themen rund um Haze verticken und Scheine machen etwas an Abwechslung. Dafür sorgen jedoch die Featuregäste Xatar, Mista Malik, Nate57 und Ssio, der mit „Nein leider niemals“ den Highlight-Track des Albums berappt. „Ich fahr im X6 um die Kurve/ Linke Hand Babak, rechts BigMac ohne Gurke/ SSIO der in Saunaclubs Huren fickt/ Nicht wie du der mit seiner Frau abends Hugo trinkt„. Während Ssio also durch seinen bereits bekannten Humor weiterhin überzeugt, gelingt es Nate nach dem leider eher mittelmäßigen „Land in Sicht“ auf „Hauptsache es läuft“ endlich wieder, ein Brett von einem Part abzuliefern.

Mit „Sechs Kronen“ beweist Kalim, dass er zu Recht zu den größten Hoffnungen im Rap-Game gehört und sich nicht hinter seinen Labelkollegen Xatar, Ssio und Schwesta Ewa verstecken braucht. Die Beats auf „Sechs Kronen„, die von REAF, GEE Futuristic, David Crates und Crooky Jazz stammen, sind durchweg von höchster Qualität und sorgen in Zusammenarbeit mit Kalims prägnantem, trockenen Flow für ein sehr stabiles Debüt. Wenn die Themen jetzt noch an Vielfalt gewinnen, dann hat sich der Hamurger seine titelgebende Höchstpunktzahl bei den Kollegen von der JUICE redlich verdient. Und: Endlich können Deutschrapfans wieder rhetorisch „Hamburg City rules, wer behauptet was anderes?“ fragen.