Fard & Snaga: Diskussion um „Contraband“-Video

Staigers Antwort an Dako: 

Die Klassenfrage oder gibt es die Bilderberger?
Diese Diskussion ist gut, Hip Hop ist beste und ich setze mich auch gerne nochmal mit allen Beteiligten an einen Tisch, um das alles auszudiskutieren – falls gewünscht. Unter anderem dann auch die Frage, warum ich bestreiten würde, dass es die oberen 10.000 gibt, die den Rest der Menschheit manipulieren? Warum ich bestreiten würde, dass es Klassen gibt? Eliten? Die Bilderberger? Nun – tu ich gar nicht.

Um eine lange Diskussion kurz und bündig zu beantworten: Ja, es gibt Klassen, ja, es gibt Eliten und ja, es gibt die Bilderbergerkonferenz. Das ist ein Fakt und das kann man selbst in der angeblich vom- Zionismus-gesteuerten-Weltpresse nachlesen. Im Nicht-vom-Zionismus-gesteuerten-Internet, sowieso.

Natürlich gibt es Zirkel der Macht, in denen sich einflussreiche Menschen treffen, um Strategien zu besprechen und sich in ihren Handlungen abzusprechen. Genauso wie es Hip Hop Seilschaften gibt, die sich gegenseitig unterstützen und hochziehen, lokale Verbrecherbanden, die sich abstimmen oder die örtliche Handwerkskammer, gibt es auf nationaler Ebene und internationaler Ebene Gesprächskreise, in denen Allianzen geschmiedet und Posten verteilt werden. Manchmal klappen solche Machtspielchen, manchmal gehen sie schief. Meistens stümpert man sich so durch. Alles in Allem geht es aber meistens darum, den eigenen Einfluss zu stärken und den der Konkurrenten in den Hintergrund treten zu lassen. Es geht um Macht und somit um die Fähigkeit, andere nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, sei es jetzt die USA, die Nato und die EU in der Ukraine, die Russen auf der Krim, Saudi Arabien und Quatar im Nahen Osten oder die Machteliten im Iran, die sich gegenseitig die Posten streitig machen, obwohl sie doch alle anscheinend gottgewollt und gottgefällig regieren.

Diese Zirkel der Macht haben in ihrer Banalität wahrscheinlich eher etwas mit einem Weißwurstfabrikanten aus Ulm zu tun, der trotz Steuerhinterziehung einer Bundeskanzlerin die Hand schütteln kann, als mit der Vorstellung, dass irgendwo in den Schweizer Bergen oder den Bunkern von Tel Aviv ein paar graue Männer sitzen und die Strippen ziehen. Diese Koalitionen haben mehr damit zu tun, dass in Hamburg eine wohlhabende Bürgerschaft dagegen stimmt, dass ihre Kinder mit den Kindern der Unterschicht auf eine Schule gehen sollen, als damit, dass irgendwo in den Wäldern von San Francisco Eulen aus Holz verbrannt werden. Und schließlich haben diese Verstrickungen mehr mit uns im Allgemeinen zu tun, als damit, dass sich irgendwo angeblich eine Handvoll Familien neue Bösartigkeiten zur Überwachung und Repression ausdenken. Denn eines muss man verstehen:

Alle Mitspieler in diesem Spiel handeln genau so, wie es von ihnen erwartet wird – und zwar ohne sich dessen sonderlich bewusst zu sein

Und solange man das nicht versteht, versteht man gar nichts. Und dann bleibt man, um es mal im Tonfall der notorischen Wahrheitsfinder zu formulieren: verblendet und gehirngewaschen.

Natürlich gibt es auch persönliche Deformationen, Sadismus und Bösartigkeiten und vielleicht hat Ulli Hoeneß auch aus persönlicher Gier so gehandelt, wie er gehandelt hat, allerdings hat er auch genau so gehandelt, wie es sich für einen ordentlichen Kapitalisten gehört: Er hat aus Geld mehr Geld gemacht. Und da er aus der Weißwurst-Produktion heutzutage wahrscheinlich keine weiteren Gewinne mehr rausholen kann, weil Weißwurst-Produktion mittlerweile fast Vollautomatisiert läuft, er keine Arbeiter mehr entlassen kann, alles effizient optimiert wurde und da einfach nichts mehr rauszupressen ist, hat er sich eben ein neues Feld gesucht, mit dem er aus seinem Geld mehr Geld machen kann. Also hat er in andere Währungen investiert, in ausgedachte Finanzprodukte und vielleicht auch in Öl, Landminen und Waffen oder was heutzutage sonst noch so Gewinn erwirtschaftet.

Er hat in Versprechungen und die Zukunft investiert. Er hat seine Ware Geld in eine andere Ware Geld investiert und daraus wurde dann auch so unwahrscheinlich viel mehr, so dass der arme Mann vollkommen überfordert war und leider ein wenig den Überblick über seine Steuerlasten verloren hat. Genauso erging es wahrscheinlich hunderttausend anderen Investoren und Bankern auf diesem globalen Finanzmarkt. Manche von ihnen hatten dann weniger Glück als der gute Ulli und sie haben statt erhoffter Gewinne, ein paar Milliarden in den Sand gesetzt. Das ist scheiße. Könnte gesamtwirtschaftlich zum Problem werden und wie der örtliche Sparkassenchef den örtlichen Bürgermeister anruft, so ruft der Chef der Deutschen Bank dann auch beim Finanzminister an, und gemeinsam retten sie dann den Standort Deutschland. Der Chef der Deutschen Bank kann im übrigen beim Finanzminister anrufen, weil er erstens seine Nummer hat und zweitens weil die beiden sich von irgendeinem Stehempfang kennen oder weil sie auf derselben Uni und in derselben Studentenverbindung waren oder weil sie sich ganz einfach gut leiden können, da sie aus einem ähnlichen Milieu kommen. Mit anderen Worten, weil sie Connection haben. Natürlich gibt es Lobby Arbeit und politische Einflussnahme. Natürlich gibt es die ewige Leier von den Sachzwängen und der Alternativlosigkeit bestimmter Maßnahmen, mit denen Interessen durchgedrückt werden, die ausschließlich der Profitmaximierung durchgedrückt werden und vielleicht gibt es auch tatsächlich eine Handvoll Supperreicher, die davon ganz besonders profitieren. ABER! Was diese Maschine wirklich am Laufen hält, sind die gesichtslosen Strukturen multinationaler Konzerne und unsere bedingungslose Unterwerfung unter dieses System, in dem jedes einzelne Ding und jeder einzelne Mensch nur dann etwas zählt, wenn er für den Profit brauchbar ist. Wenn nicht, dann ist er wertlos.

Solange wir da mitmachen und solange wir das bedingungslos glauben, wird sich nichts ändern. Solange werden Menschen neben vollen Kühlregalen verhungern, weil sie die Lebensmittel nicht bezahlen können. Solange werden Menschen neben leerstehenden Wohnungen erfrieren, weil sie das Geld für die Miete nicht aufbringen können und solange werden Arzneimittel für Märkte produziert, die sich das leisten können und eben nicht nach Afrika geliefert, ganz einfach aufgrund der Tatsache, weil die Afrikaner sie nicht bezahlen können.

Solange WIR das nicht ändern, wird sich gar nichts ändern und daran kann dann auch kein Gott und kein starker Mann etwas ändern, nach dem immer wieder gern gerufen wird. Daran werden auch keine neuen, moralisch anderen Führer etwas ändern, die mal ordentlich aufräumen, Banker enthaupten und Kinderschänder kastrieren. Denn was nützt uns ein neuer Lokführer, wenn der Zug, in dem wir sitzen, der gleich bleibt.

Etwas ganz anderes aufbauen: Eine alles umfassende, offene und gleichberechtigte Gemeinschaft, die sich zusammenschließt und diesem Wahnsinn hier den Rücken zukehrt. Die Superreichen einfach an ihrer Kohle ersticken lassen und aufhören für sie zu arbeiten. Davor haben die Mächtigen in dieser Welt nämlich wirklich Angst, davor, dass keiner mehr mitmacht. Doch solange wir alle dabei sind, mit dem Argument: „Von irgendwas muss ich ja meine Miete bezahlen“ und die Hälfte Eurer Kumpels in der Security Branche tätig ist, um für ein paar Brotkrumen dieses System zu beschützen, wird es noch ein bisschen so weiterlaufen.

Die Kunst besteht darin, die richtigen Fragen zu stellen. Es geht nämlich weniger um die Frage „Wer ist Schuld?“ sondern vielmehr um die Fragen „Warum ist das so?“ und „Muss das so sein?“

Aber das wird schon. Ich glaube an Euch. Alles wird gut!