Muso – Malibu Beach (EP)

Muso, seit letztem Jahr Mitglied der Chimperator-Family, ist ein Rapper aus dem Schwarzwald, der auch schon Erfahrungen als Indierock-Sänger und Elektronik-Tüftler mitbringt. Seine Musik beschreibt er selbst als „eine Mischung aus Malibu Beach und Garmisch-Partenkirchen, aus Depression und Größenwahn, aus Orchesta und Laptop“. Musos erste Chimperator-Veröffentlichung ist nun in Form seiner Free-EP „Malibu Beach“ erschienen – 2006 hatte er auf eigene Faust das Album „“Arrestato Uno“ veröffentlicht. Nun gibt er einen ersten Vorgeschmack auf sein Album „Stracciatella Now“, welches bald erscheinen soll – wann genau, weiß man noch nicht.

Produziert wurde die EP von ÕzakaGet Well Soon + Pink Ganter und Gora Sou. Entstanden sind dabei sechs Songs, deren inhaltliche Bedeutung auf den ersten und auch auf den zweiten Blick nicht ganz so klar werden. Musos Texte bestehen aus assoziativ aneinandergehängten Bildern, vielen Schlagworten und Slogan-artigen Phrasen, die zusammen eine rechte dichte Atmosphäre erzeugen, ohne dabei sofort oder leicht entschlüsselbar zu sein.

Eröffnet wird die EP mit dem Song „Garmisch-Partenkirchen“. In dem Song, der schon vor Release als Videoauskopplung veröffentlicht wurde, springt der Heidelberger scheinbar von Thema zu Thema. Das ist nicht Standard-08/15-Rap nach dem Motto „Wir reihen ein paar lustige Punchlines aneinander und finden uns geil“, nein. Das ist lyrisch verdichteter, bewusst knapp gehaltener Rap, der Skizzen zeichnet, deren Bedeutung man eher erahnt und erfühlt als rational begreift.

„Langsam wird das Trinkwasser knapp, in diesem Knast der so verdammt viele Insassen hat/ Ich geb mir ein haufen Mühe, für mehr Unterricht/ Doch die braune Brühe stillt den Hunger nicht/ Schwer verdaut. Das Kauen wie Kühe. Film den Unterschied. Analysiere ihr Verhalten. Wunder mich/ Der Ausweg aus dem Rotlichmilieu, ist der Punkt der überschritten wird“

Ebenfalls bereits veröffentlicht sind auch die Songs „Schatten“ und „Malibu Beach“. Letzteres war Musos erster veröffentlichter Song, nachdem er bei Chimperator gesignt wurde. „Schatten“ könnte man als Liebeslied verstehen, aber auch als allgemeine Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten des Schattens und seines (Schatten)daseins.

„Ich steh in deinem Schatten und ich steh auf deine Schattenseiten/ Toll wie du deinen Lidschatten ziehst/ Ich steh hinter dir, immer wenn du die Chance nutzt und einfach gegen die Sonne guckst/ Ich bin dein Schatten“

Musos Sprachbilder erschließen sich einem nicht sofort. Seine hochambitionierten Texte sind kaum vergleichbar mit dem, was sonst in Deutschraphausen so gerappt wird. Genaues Hinhören lohnt aber definitiv, denn selbst, wenn man nicht alles sofort interpretieren und einordnen kann, ist schnell klar, dass hier nicht einfach nur schön klingende Worte aneinandergereiht werden. Hinter jeder Silbe, jedem Schlagwort lauert eine oder mehrere tiefere Bedeutungen. Alle, die Muso lediglich als schick angezogenen, gutaussehenden Kerl mit krassen Videos abtun wollten,  werden hier mit einem lyrischen Bombenteppich überzogen. Und selbst, wenn man keine Lust oder keinen Kopf hat, sich auf die verschiedenen Bedeutungsebenen der Lyrics einzulassen – die absolut hochwertigen, stark elektrofizierten Beats machen „Malibu Beach“ auch so zu einem Hörerlebnis. Innovativ und mutig.