Afghanische Rapperin kämpft gegen Gewalt

Während sich im nach wie vor florierenden deutschen Straßen-Rap gegenseitig mit Ghetto-Romantik überboten und der Erbärmlichkeit des eigenen sozialen Milieus geradezu gebrüstet wird, sollte man nicht vergessen: es gibt nach wie vor eine Vielzahl Orte auf dem Antlitz unseres Erdballes, welche tatsächlich eine allgegenwärtige Gefahr für Leib und Leben eines jeden innerhalb ihrer Grenzen befindlichen Subjektes darstellen. Orte, die selbst den abgewracktesten deutschen Problembezirk im direkten Vergleich wie ein schnuckliges El-Dorado wirken lassen.

Zweifelsfrei gehört auch das krisenerprobte (und vom Schicksal wie wir alle wissen bestimmt nicht mit Samthandschuhen angepackte) Afghanistan dazu. Doch selbst dort, kann man seine Existenz weniger oder eben mehr problematisch gestalten. Die afghanische Schauspielerin und Rapperin Soosan Firooz gehört definitiv zum dem Schlag Mensch, welcher dem Teufel furchtlos ins Auge blickt, und die letztere Option vorzieht. Selbstbewusst tritt die junge Frau in ihren Videos auf, erhebt ihre Stimme gegen Gewalt, Unterdrückung und religiösen Fanatismus. Unter ihrem mit Totenköpfen bedruckten Kopftuch fallen die Haare für streng islamische Verhältnisse geradezu aufreizend locker und deutlich sichtbar über ihre Schultern.

Während hierzulande debattiert wird, ob es sich nun für eine Frau schickt das Mikrofon zu ergreifen, um die ganz lauten Töne zu spucken, kann die 23jährige Afghanin über solch eine Debatte wohl nur müde lächeln. Stammt sie doch aus einem Staat, in dem man als Frau auf der Straße weitestgehend mit gesenktem Blick umherschleichen und ja keinerlei Aufsehen erregen soll. Transportiert man das deutsche Problem „sollte ich als Frau rappen, oder mache ich mich lächerlich?“ in einen afghanischen Kontext, wird daraus leider zwangsläufig ein „sollte ich als Frau überhaupt den Mund aufmachen, oder gefährde ich das Leben von mir und meinen nächsten?“ Problem.

Für Soosan gibt es auf diese Frage nur eine einzige Antwort:“Ich werde bis zu meinem letzten Atemzug immer sagen was ich denke!„. Und das tut sie, allen widrigen Umständen zum Trotz. Selbst die Abwendung einiger Familienmitglieder kann ihren Mitteilungsdrang nicht aufhalten. Diese Frau hat Rückgrat. Diese Frau hat Charakter. Und sie hat ein Ziel.

Bleibt nur zu hoffen, das die Appelle der ambitionierten Rapperin tatsächlich in der Lage sein werden können, eine langfristige Veränderung herbeizuführen, anstatt wie der Tropfen auf dem heissen Stein sofort wieder zu verpuffen.